Tatort Darm – Teil 2
In unserem ersten Teil haben wir über Symptome, Ursachen und Folgen einer gestörten Darmflora bei unseren Tieren Hund und Katze gesprochen und im 2. Teil befassen wir uns mit einer strategischen Vorgehensweise für eine zielgerichtete Therapie:
1. Futterumstellung (Vermeidung von Reizfaktoren und weiteren Entzündungen)
2. Schleimhauttherapie (Regeneration der Schleimhäute und Darmbarriere)
3. Ausleitung und Bindung von Stoffwechselendprodukten wie z. B. Ammoniak, Histamin, Toxine und Schwermetalle
4. Mikronährstofftherapie
Der erste Schritt ist die Umstellung auf ein hochverdauliches, hochwertiges Futter mit einer Proteinsorte (mageres Muskelfleisch) und Gemüse, ohne synthetische Zusätze. Wenn Nassfutter, dann hochwertiges Futter, hochwertigem Muskelfleisch oder selbst. Vergleicht achtet man auf den Preis, muss es einem klar sein, dass hier nicht hochwertiges Muskelfleisch verarbeitet wurde, auch wenn es so beworben wird und auch kommen hier die verschiedene Inhaltsstoffe (besonders Proteine) zusammenkommen, auf die unser Tier reagieren kann. Durch eine Eliminationsdiät versuchen wir herauszufinden auf welchen Futterbestandteil das Tier reagiert und somit das Entzündungsgeschehen im Darm einzugrenzen.
Reagiert die Magenschleimhaut auf einen Futterinhaltsstoff, so stehen Speicheln, Erbrechen und allgemeines Unwohlsein kurzer Zeit nach Futteraufnahme im Vordergrund. Sind dagegen Dünn- und Dickdarm betroffen, reagiert der Organismus mit Durchfällen (wässrig, blutig, schleimig, breiig), die erst mehrere Stunden nach der Futteraufnahme auftreten können. Eine körpereigene übermäßige Freisetzung von Histamin (Gewebehormon) erfolgt bei entzündlichen, allergischen und toxischen Prozessen in Haut, Lunge und Schleimhaut des Magen-Darm-Traktes. Histamin ist damit ein wichtiger Botenstoff und sollte z. B. bei ständigem Juckreiz mit verletzter Haut und Pfoten, nicht einfach ignoriert und ausschließlich mit Medikamenten unterdrückt werden. Positive Effekte auf die Hautgesundheit der Tiere sind meistens durch eine Umstimmung der Darmflora zu erklären.
Um eine Schleimhauttherapie beginnen zu können, müssen wir die pH-Werte der einzelnen Darmabschnitte mit beeinflussen. Der richtige pH-Wert, d. h. das richtige Milieu, ist sehr wichtig für Heilung und Regeneration der Darmschleimhaut, denn was entzündet und löchrig ist (Leaky Gut) kann seine Schutzfunktionen vor pathogenen Keimen und Allergenen nicht bewerkstelligen. Es gibt eine bestimmte Aminosäure die hier wertvolle Dienste leistet, denn sie ist basisch und wird für alle schnellteilenden Zellen benötigt, besonders von denen des Immunsystems und der Schleimhautzellen. Diese Aminosäure ist für eine starke Schleimhaut-Barriere wichtig und wird bei der Bildung von Immunzellen (Lymphozyten und Makrophagen) ständig verbraucht.
Für die Ansiedelung einer stoffwechselaktiven und gesunden Darmflora benötigen wir Probiotika („pro“ =für/ „bios“=das Leben) in Form von lebenden Mikroorganismen, z. B. Milchsäurebakterien in hochdosierter Form. Milchsäurebakterien bilden einen Schutzfaktor für die Darmschleimhaut, verursachen einen leicht sauren pH-Wert (beim Tier 6,5 - 7) im Dickdarm und vermindern das Wachstum pathogener Keime. Außerdem fördern Milchsäurebakterien die Bildung kurzkettiger Fettsäuren, die den Darmzellen als wichtige Energiequelle dienen. Präbiotika, d. h. wasserlösliche und leicht fermentierbare (Abbau durch Darmbakterien) Ballaststoffe unterstützen ebenfalls die Bildung kurzkettiger Fettsäuren. Zusätzlich erniedrigen Präbiotika den pH-Wert im Darm in den gesunden physiologischen Bereich.
Bei einer gestörten Darmflora müssen auch die giftigen Stoffwechselprodukte wie z.B. Ammoniak (Überlastung Leber), Histamin (Entzündung der Haut), überschüssige Säuren (von Magen, Darm, Pankreas, Niere), Schwermetalle (aus Umwelteinflüssen und Impfstoffen) und Pilzgifte (z. B. vom Darmpilz Candida) gelöst und ausgeschieden werden.
Bei allen Formen von Verdauungsstörungen entstehen langfristig Mikronährstoffmängel durch mangelnde Aufnahme (Malabsorption) bei Schleimhautschädigungen und chronische Entzündungen in Magen und Darm. Zu der Gruppe von Mikronährstoffen im Allgemeinen zählen Vitamine, Mengen- und Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe, essenzielle Fettsäuren und Aminosäuren.